»Viele Fragen kann man erst beantworten, wenn man an eine Grenze gestoßen ist und sie überwunden hat«

Interview mit der Zeitschrift Lautschrift

Susanne Krones, 1979 geboren, lehrt seit 2007 Angewandte Literaturwissenschaft an der Universität Regensburg. Sie studierte Literatur- und Politikwissenschaft an der Humboldt Universität zu Berlin und im Anschluss Buchwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo sie über die Literaturzeitschrift Akzente im Carl Hanser Verlag promovierte (Wallstein 2010). Seit 2003 lektorierte sie für den Deutschen Taschenbuch Verlag und Carl Hanser Verlag in München, seit 2012 ist sie Lektorin beim Luchterhand Literaturverlag. Sabrina Mönig sprach mit ihr über sichtbare und unsichtbare Grenzen, Studium und Berufseinstieg und den Berufsalltag in einem Beruf, den viele Geisteswissenschaftler anstreben, aber wenige kennen.

Bauchgedanken und Laternenlichtmomente. Autorenwerkstatt der Schreibzeit Schweiz (29.1.2012)

Manuskript - Foto: Susanne Krones

 

»Dichten ist Übermut«, schrieb Johann Wolfgang Goethe. Ein Übermut, den die sechzehn Autorinnen und Autoren reichlich im Gepäck hatten, als sie zur Werkstattwoche der Schreibzeit Schweiz nach Bern anreisten. Mehr noch steckte in ihren Rucksäcken und Reisetaschen – Wagemut, Anmut, Wankelmut, Freimut und Schwermut zugleich. Der Mut, in eigenen literarischen Texten Bilder zu schaffen, die lebendig scheinen, die verschmierte Schminke wie »kleine, schwarze Engel über ihr Gesicht tanzen« lassen, die rosa Blumen wachsen lassen »wie Versprechen an den Sommer«, »Fenster wie gelbe gierige Augen« in die Dunkelheit blicken lassen.

Auf ein Neues! (1.1.2011)

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Studentinnen und Studenten,

auf ein Neues! Für 2011 wünsche ich Ihnen allen die Muße und den Mut, in Sprache so einzutauchen, dass sie zum sinnlichen Erlebnis wird. Stephen Frys Essay »Language« finden Sie vollständig auf der Website des Autors, stephenfry.com. Tobias Rohdes hervorragender Essay »Tanz der Lettern« (Perlentaucher, 19.5.2010) führt mit einer Reihe von Filmbeispielen umfassend ins Feld der kinetischen Typographie und der im Wortsinn beweglichen Lettern ein. Lassen Sie sich verzaubern – von Sprache und Typographie!

Herzlich, Ihre Susanne Krones

»It’s a book!« (22.9.2010)

So treffend schön kann Buchwerbung sein, die erste:
»It’s a book!«, großes Kino von Lane Smith für Macmillan Childrens Books.

Ein brillantes Plädoyer für das Buch im digitalen Zeitalter, das für sich spricht!

Susanne Krones in der Interview-Reihe »Ich mach was mit Büchern« (18.8.2010)

Ich mach was mit Büchern

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich bin Lektorin, Publizistin und Wissenschaftlerin. Die letzten Jahre habe ich Bücher für den Deutschen Taschenbuch Verlag und Carl Hanser Verlag als Lektorin der dtv Reihe Hanser betreut, inzwischen arbeite ich selbstständig für verschiedene Verlage, Zeitungen und Zeitschriften. Als Literatur- und Buchwissenschaftlerin unterrichte ich an der Universität Regensburg und der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Stille Stimmen: Literarische Zeitschriften am Beginn des 21. Jahrhunderts (26.7.2010)

Sie waren einmal Stimmführer auf dem Literaturmarkt: literarische Zeitschriften. Akzente etwa, seit 1954 im Carl Hanser Verlag, verstand sich von Gründung an als Plattform für die Etablierung junger Talente: Hans Magnus Enzensberger debütierte in den Akzenten, Günter Grass publizierte dort als junger Autor und wurde in der Folge wesentlich von Herausgeber Walter Höllerer gefördert, Ingeborg Bachmann war von der ersten Ausgabe an Akzente-Autorin. Die Zeitschrift wurde zum Seismograph literarischer Strömungen und spielte eine zentrale Rolle für die Durchsetzung ausländischer Literatur in der Bundesrepublik.

Im Fernsehen: »Wie wird man Bestseller?«, arte (9.4.2009)

Zum Abschluss unseres Seminars eine letzte Filmempfehlung und eine herzliche Einladung zur anschließenden Diskussion auf der Website: Heute abend um 23:40 Uhr (sowie in Wiederholung am 12.04.2009 um 12:55 und 20.04.2009 um 09:55) zeigt arte Thomas Palzers Dokumentarfilm »Wie wird man Bestseller?« (Deutschland, SWR 2008, 52mn).

Im Hörfunk: »Zwischen zwei Buchdeckeln«, Radio Bayern 2 (25.1.2009)

Am 25. Januar 2009 sendet Radio Bayern 2 »Zwischen zwei Deckeln«, eine Sendung über den deutschsprachigen Buchmarkt. Der Beitrag von Katja Huber läuft um 22:05 Uhr in der Reihe »Zündfunk Generator« und wird auf BR-online angekündigt:  »Deutschand 2008: Selbst Traditionsverlage, die – zumindest noch im 20. Jahrhundert – die Kultur der Bundesrepublik verkörperten, setzen mit Kolumnensammlungen, Weihnachtsanthologien, Ratgeberliteratur oder Promi-Biografien mehr und mehr auf’s sogenannte Non-Reader-Segment. Engagierte unabhängige Kleinverlage beweisen mit Lyrik-Editionen und (unbekannten) Debütanten Mut zum Risiko – und kämpfen mit Gesamtauflagen von 1000 Exemplaren ums Überleben. Gleichzeitig sehen sich nicht gerade für Wagemut bekannte Verlagslektoren beim 16. Open Mike genötigt, einen Appell an Jungautoren auszusprechen: Bitte mehr Mut zum Experiment! Was ist passiert? Ist der Buchmarkt endgültig zum knallhart durchkalkulierten Business mutiert, der Autor zum marktorientierten Auftragsschreiber, und der vielgerühmte Leser zum geistlosen Konsumenten? Oder ist literarisch alles im grünen Bereich, solange eben dieser Leser prognostizierte Non-Seller wie Uwe Tellkamps Wälzer Der Turm und Einführungen in die Philosophie auf die Bestsellerlisten katapultiert?« 

Bestseller (29.12.2008)

In »Seitenweise Erfolg. Vierzig Bestseller und ihre Geschichten« präsentieren die Absolventen des Aufbaustudiengangs Buchwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichten von vierzig Bestsellern. In Sachtexten, Porträts und Interviews mit den Machern stellen sie so unterschiedliche Erfolgsbücher wie Tim Mälzers »Kochbuch«, Umberto Ecos »Der Name der Rose«, Cornelia Funkes »Tintenwelt-Trilogie«, Dieter Bohlens »Nichts als die Wahrheit«, Klaus Manns »Mephisto«, Julia Francks »Die Mittagsfrau« und Günter Grass‘ »Die Blechtrommel« vor.

Herzzeit. Der Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan (27.12.2008)

In der Tat ginge in Zukunft eine wichtige Form der historischen Interpretation verloren, wenn digitale Korrespondenzen, die heute im Entstehen sind, nicht mehr archiviert würden. Das gilt für die Politik- und Geschichtswissenschaften ebenso wie für die Kunstwissenschaften, insbesondere die Literaturwissenschaft, für die es dieser Briefwechsel so eindrücklich zeigt, indem er die Lyrik Celans und die Lyrik und Prosa Bachmanns tiefenschärfer verstehen hilft. Und doch fühlt man sich gleichzeitig wie eine Voyeurin, erfährt zu dem was einen aus fachlichem Interesse berechtigt interessiert und den Gegenstand der eigenen Disziplin verstehen hilft, auch Privates, Intimes, das man bei der Lektüre weder umschiffen noch vergessen kann, sondern das sich einbrennt und berührt.

Handschrift im digitalen Zeitalter (26.12.2008)

schwarzenbach-ausstellung

»Annemarie Schwarzenbach – eine Frau zu sehen«
19. März bis 1. Juni 2008, Museum Strauhof, Zürich

Eine handschriftliche Aufzeichnung, ein Brief erinnern viel unmittelbarer als jedes digitale Dokument, eben weil sie die Unwiederholbarkeit des Augenblicks ihres Entstehens wesentlich auszeichnet. Claude Bourdet, der etwa fünfzig Briefe der Schweizer Schriftstellerin und Fotografin Annemarie Schwarzenbach in ihren Briefumschlägen sorgfältig aufbewahrt hat, schrieb über die Lektüre dieser Briefe, die ihm Schwarzenbach immer wieder gegenwärtig machte: »Die Erinnerung an sie, die Farbe ihrer Handschrift lassen mich beben, als wenn es gestern gewesen wäre.« Das unterscheidet sie etwa von einer Lektüre der Typoskripte oder gar Buchveröffentlichungen Annemarie Schwarzenbachs: dass die handschriftlichen Briefe eine weitere Dimension zugänglich machen. Die Farbe ihrer Handschrift, ihre Schrift an sich und deren Verfassung im Augenblick des Entstehens dieses Briefes – flüchtiger oder eleganter, kräftiger oder blasser, gezielter oder verspielter als sonst.

Zehn Seiten (24.12.2008)

Literatur im Netz, das klingt nach den Listen der Online-Buchkataloge und ihren Coverabbildungen in Briefmarkengröße, das klingt nach ellenlangem Fließtext, der im Blocksatz den Bildschirm füllt, oder bestenfalls nach Autorenwebsites, auf denen man viel über Autoren, aber wenig über ihre Literatur erfährt.

Die Macher von »Zehn Seiten«, Anna Jung, Johannes Wörle, Marion Thaler, Florian Steinleitner und Per Schönacher, möchten Literatur im Internet anders präsentieren, angemessen und sinnlich. Sie lassen lesen – nicht Leserinnen und Leser, sondern Autorinnen und Autoren. Die lesen auf www.zehnseiten.de jeweils zehn selbstgewählte Seiten aus einem ihrer Bücher. Das Format ist dabei streng begrenzt, nicht nur auf die zehn Seiten Text: Die Videosequenzen sind allesamt schwarzweiß gedreht, aus einer einzigen Kameraperspektive, die frontal auf die immer gleiche Tischplatte weist. Zu sehen sind nur der jeweilige Autor, die Vorlage, von der gelesen wird, sowie ein Wasserglas.

Willst du mit mir lesen? (23.12.2008)

Zwei Menschen, einander zufällig im Flugzeug begegnet, versuchen, nebeneinander sitzend, gemeinsam in derselben Zeitung zu lesen – und scheitern. Eine schöne Geschichte, aufgezeichnet von der Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel, Professorin in St. Gallen, die tatsächlich viel über die Integrationsfunktion von Medien verrät. Vor allem aber über die Unterschiede zwischen den Medien, insbesondere zwischen den Printmedien und den audiovisuellen Medien. »Willst du mit mir lesen?« Die Frage lässt einen perplex zurück, sie irritiert. Ganz anders als die Frage »Willst du mit mir ins Kino gehen?«, die selbstverständlicher Bestandteil unserer Alltagskultur ist. Warum ist es soviel leichter, mit Geliebten, Freunden und Fremden ein Kinoerlebnis zu teilen, als ein Buch oder eine Zeitung? Der Grund dafür liegt nicht in den Inhalten, in denen sich ein Roman und seine Verfilmung, ein Dokumentarfilm und eine Zeitungsreportage in weiten Teilen entsprechen können, er liegt tatsächlich im Medium selbst.

Eine Schule für Walter Höllerer (19.12.2008)

Heute würde der Literaturwissenschaftler, Literaturförderer, Herausgeber und Autor Walter Höllerer, Mitglied der Gruppe 47 und Herausgeber der Literaturzeitschriften Akzente und Sprache im technischen Zeitalter seinen 86. Geburtstag feiern.

Die Staatliche Realschule Sulzbach-Rosenberg hat sich entschieden, sich nach dem Literaturwissenschaftler und Autor Walter Höllerer zu benennen, und wird ab jetzt Walter-Höllerer-Realschule heißen. Eine schöne Idee, denn mit dem Literaturwissenschaftler und Autor Walter Höllerer haben sich Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und Träger der Schule für jemanden entscheiden, der sich nie damit zufrieden gegeben hat, einen Beruf zu ergreifen, und das Leben, das sich daraus ergibt, nach Schema F zu leben, sondern der immer über Grenzen geschaut und sie überschritten hat: die Grenze zwischen Literatur- und Technikwissenschaften etwa, die zwischen Literaturwissenschaft und Literaturbetrieb, die zwischen eigenem Schreiben und der Förderung anderer Autoren.

Wir sind die Größten! buchreport-Ranking der Verlage und Buchkonzerne (5.12.2008)

 

»In zehn Jahren wird es außer den drei Konzernen Holtzbrinck, Bertelsmann und Springer kaum noch andere Verlage geben«, prognostizierte Michael Krüger, Verleger des Carl Hanser Verlags, am 16.9.1999 in der ZEIT. »Die werden ihre eigenen Buchhandelsketten haben und im elektronischen Handel ihre Marktführerschaft genießen … Das wird 80 Prozent des Marktes ausmachen. Unterhalb davon wird es die Verrückten geben, die sich für Bücher interessieren.« Zum Glück hat er damit gute acht Jahre später noch nicht ganz Recht behalten. Hellsichtig allerdings war seine Bemerkung: Zu Beginn des 21. Jahrhunderts haben die Konzentrationsprozesse in der Buchbranche – später als in den meisten anderen Branchen des Einzelhandels – ein atemberaubendes Tempo erreicht.

4 zu 46 (22.11.2008)

Das jüngste Phänomen, das insbesondere den italienischen und deutschen Buchmarkt zu Beginn des 21. Jahrhunderts prägt, sind Medienkooperationen wie die »SZ-Bibliothek«, die »Bild-Bestseller-Bibliothek« und die »Brigitte-Edition«. Gerade am Beispiel der SZ-Bibliothek und ihrer Nachahmer zeigt sich: Medienkooperationen sind nicht nur ökonomisch erfolgreich, sie entwickeln auch in kultureller Hinsicht eine ungeahnte Breitenwirkung und haben jedes der geschichtlich variablen Konzepte ›Kanon‹, ›Leser‹, ›Bildung‹ und ›Text‹ auf ihre Weise neu akzentuiert: Die Bibliotheken, die – je nachdem – 50 bedeutende Romane des 20 Jahrhunderts, die Klassiker der Comic- oder der Managementliteratur verlegen, tragen entscheidend zur ›Kanonbildung‹ in ihrem Segment bei – einerseits, weil die Auswahl durch von einem breiten Publikum anerkannte Experten des jeweiligen Segments fundiert wird, andererseits, weil die Ausgaben der Bibliotheken durch ihre Ausstattung (hochwertige Hardcover in ausgezeichneter Gestaltung) und ihren Preis (meist um 4,95 EURO) außerhalb jeder Konkurrenz stehen. An ihren Auflagenhöhen lässt sich ablesen, dass diese Ausgaben schon jetzt die privaten Bibliotheken und Bücherschränke gegenüber den jeweiligen Ausgaben der Originalverlage dominieren.

Sind Bücher in Deutschland zu teuer? Von wegen! (21.11.2008)

Hardcover mit Schutzumschlag unter fünf Euro? Die Süddeutsche Zeitung hat es vorgemacht und 50 Romane des 20. Jahrhunderts zu je 4,90 auf den Markt geworfen. Weil das Projekt so erfolgreich war, zieht die Konkurrenz nach: Die BILD ebenfalls mit einer belletristischen Buchreihe, die ZEIT mit einem mehrbändigen Lexikon. Die SZ hat mit der SZ-Bibliothek ihr eigenes Image aufpoliert und ein großes Publikum animiert, die Nase in 50 bedeutende Bücher zu stecken – beides ist gut so. Gleichzeitig aber droht mit dem Trend zum Billig-Buch etwas verloren zu gehen: Das Gefühl für die Wertigkeit des Mediums Buch, die bei einem gut gemachten Titel sehr weit jenseits der 5 Euro liegt.

»Der Warencharakter des Buches wird weiter zunehmen« (19.11.2008)

Dr. Edda Ziegler lehrt Literatur- und Buchwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München, 2004 erschien ihre Geschichte des Piper Verlages. Anlässlich dieser Publikation habe ich ein Interview mit Edda Ziegler geführt, das 2004 erscheinen ist. Einige ihrer Ausführungen über Verlagsgeschichtsschreibung, die aktuelle Situation der Branche und Zukunftsperspektiven des Mediums Buch sind auch für unseren Seminarzusammenhang interessant: 

Gibt es Momente in der Geschichte des Piper Verlages, die charakteristisch sind auch für andere Publikumsverlage unserer Zeit? 

Von Lust und Last literarischen Schreibens (15.11.2008)

»Über die Baulücke zieht blauer Himmel, die Schönheit der Brandmauern tritt schonungslos hervor. Eine Jakobinerin mit Einkaufstasche und Hund erobert die Ladenstraße, der Marktfahrer singt sein Auberginenlied. An der Ecke bleibt ein Dreijähriger stehen, der notiert alles, was er hört und sieht, in sein gelbes Heft, die Mutter wartet. Sie weiß, die Wirklichkeit lässt sich nicht begreifen, außer vielleicht mit einem Bleistift in der Hand.« Szenen wie sie Klaus Merz unter dem Titel Flauberts Enkel formuliert, spielerische Sätze, die Raum lassen für Assoziationen charakterisieren die Anthologie, die Klaus Modick und Helmut Mörchen über eine Werkstattklausur der Kurt-Schumacher-Akademie in Münstereifel unter dem Titel »von Lust und Last literarischen Schreibens« veröffentlicht haben.

Kauf mich, lies mich! (12.11.2008)

In München wurde heute die 49. Münchner Bücherschau eröffnet. Über 300 Verlage aus dem gesamten deutschsprachigen Raum stellen jedes Jahr auf der Münchner Bücherschau aus. Das ist nur ein winziger Bruchteil dessen, was auf der Frankfurter Buchmesse auf den Besucher wartet – eine kleine Ausstellung für Leserinnen und Leser eben, mit attraktivem Veranstaltungsprogramm für ein breites Publikum, keine der großen Fachmessen für Branchenvertreter aus dem In- und Ausland. Und dennoch ist der Bruchteil groß genaug, um einen an ein Missverhältnis zu erinnern, das jeder Leser, jede Leserin kennt: Zu viele spannende, wichtige, gut gemachte Bücher in den Buchläden und Bibliotheken und demgegenüber zu wenig Zeit, auch nur einen Bruchteil davon zu lesen. Und doch weiß jeder auch: Nur eine minimale Auswahl aller Ideen und Manuskripte schafft es überhaupt in Buchform bis auf die Ladentische und in die Regale. Auch die meisten dieser Titel spült es nach wenigen Monaten wieder hinaus, wenn die nächste Welle Neuerscheinungen anrollt – nur wenigen gelingt der Sprung über die Feuilletons der Zeitungen und die Literatursendungen des Fernsehens ins öffentliche Bewusstsein. Welche Bücher erreichen auf diese Weise die Aufmerksamkeit der Leser? Wer entscheidet darüber? Welche Mechanismen steuern den Buchmarkt?